Mittelstand: Gestärkt aus der Krise aufbrechen Ein Gastbeitrag von Marc S. Tenbieg, Deutscher Mittelstands-Bund

"In der Krise beweist sich der Charakter"

"Krisenbewältigung hängt im Wesentlichen mit der Beantwortung der Fragen zusammen, was in einem Unternehmen bestehen bleiben kann und was sich ändern muss", schreibt Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB). Er zeigt in seinem Gastbeitrag anhand von drei Punkten exemplarisch auf, wie eine kollektive Aufbruchstimmung im Mittelstand entstehen kann: Den Digitalisierungsschub nutzen, New Work als Chance für den Mittelstand begreifen sowie mutige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit tätigen. Für die Realisierung solcher Investitionen ist Leasing prädestiniert.

Die deutsche Sprache kennt unzählige Redensarten zum Umgang mit Krisen. Eine besonders zutreffende Bemerkung stammt von Altkanzler Helmut Schmidt: „In der Krise beweist sich der Charakter“. Und den Charaktertest hat der deutsche Mittelstand im vergangenen Jahr zweifelsfrei bestanden. In den vergangenen Monaten habe ich mit zahlreichen Unternehmer*innen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen gesprochen, die den Mut aufgebracht haben, der Krise zu trotzen und neue Wege zu gehen. Die Anpassungsfähigkeit und Resilienz der mittelständischen Unternehmen beeindrucken mich immer wieder aufs Neue. Eine generelle Offenheit für Veränderung ist eine wichtige Grundzutat dafür.

Corona hat den deutschen Mittelstand zu einem Zeitpunkt getroffen, als viele Unternehmen in einer sehr gesunden Verfassung waren. Dies ist sicherlich auch einer der Gründe, warum die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich weiterhin relativ gut dasteht. Und dies trotz Dauerlockdown, Test- und Impfchaos. Der Bogen darf aber nicht überspannt werden: Denn viele Unternehmen melden hohe Umsatzeinbrüche und sind stark von einer gesamtwirtschaftlichen Erholung abhängig.

Krisenbewältigung hängt im Wesentlichen mit der erfolgreichen Beantwortung der Fragen zusammen, was in einem Unternehmen bestehen bleiben kann und was sich ändern muss. 

Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB)

Mittelstand trotz der Krise mit individuellen Lösungen

Ganz besonders in Krisenzeiten werden Mutmacher gebraucht. Die Geschichte zeigt, dass auf jede Krise ein Aufschwung folgt. Wir befinden uns aktuell – so sehen es auch die Wirtschaftsweisen – auf einem sehr schmalen Grat zwischen Krise und Aufschwung. Es ist eine Phase der Neuorientierung, eine Phase des Wandels – und in dieser entstehen neue Perspektiven, die Chancen für Unternehmer*innen bieten.

Sei es der baden-württembergische Einzelhändler, der bereits im ersten Lockdown nachhaltige, digitale Lösungen für seine Ladengeschäfte gefunden hat oder das Familienunternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet, das trotz Krise einen erfolgreichen Generationswechsel umgesetzt hat. Oder dem Hidden Champion aus Niedersachsen, der seinen Mitarbeiter*innen inmitten der Pandemie größtmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistete. Diese Unternehmen trotzen der Pandemie erfolgreich, da sie individuelle Antworten auf eine kollektive Krise entwickelt haben.

Denn Krisenbewältigung hängt eben im Wesentlichen mit der erfolgreichen Beantwortung der Fragen zusammen, was in einem Unternehmen bestehen bleiben kann und was sich ändern muss. Unternehmerisches Handeln bedeutet in logischer Konsequenz, auf Umbrüche zu reagieren und Aufbrüche zu gestalten.

Mit einer starken inneren Überzeugung, mit unternehmerischem Verantwortungsbewusstsein, mit Wandlungs- und Entscheidungsbereitschaft, mit Geduld, Flexibilität, einem stabilen Wertegerüst und – nicht zuletzt – mit starker Unterstützung und passenden Finanzierungslösungen können Aufbruchssituationen positiv gestaltet werden.

Exemplarisch möchte ich anhand von drei Punkten aufzeigen, wie nach Lockdown, Bangen und Hoffen eine kollektive Aufbruchstimmung im Mittelstand entstehen kann.

1. Den Digitalisierungsschub im Mittelstand nutzen

Einzelhändler verkaufen ihre Ware über Online-Shops, Mitarbeiter*innen arbeiten im Homeoffice und Webinare werden fester Bestandteil der Arbeitswelt. Digitale Angebote und Dienstleistungen, die vor dem Lockdown nur eine Option unter vielen waren, sind nun – gezwungenermaßen – zum neuen Alltag, zur neuen Normalität geworden. Die Kontaktbeschränkungen haben wie ein Katalysator in vielen Unternehmen – sogar in ganzen Branchen – gewirkt, die sich zukunftsfähiger und digitaler aufgestellt haben. Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Digitalisierung im Mittelstand funktioniert immer besser. Und sie ist der Weg für viele Unternehmen, stark und widerstandsfähig aus der Krise hervorzutreten. Dafür muss im Mittelstand jetzt die nächste Stufe bei der Digitalisierung gezündet werden.

Wenn der deutsche Mittelstand sich auf seine ureigenen Stärken besinnt, die Politik den Infrastrukturausbau endlich entschlossen vorantreibt und dann auch noch die richtigen Partner für Impulse, für Hightech und Innovation findet. Dann können – davon bin ich fest überzeugt – digitale Erfolgsgeschichten am laufenden Band im Mittelstand geschrieben werden.

2. New Work als Chance für den Mittelstand begreifen

Ein Aufbruch im Mittelstand kann zweitens nur mit motivierten Mitarbeiter*innen gelingen. Die Pandemie trifft Familien in besonderer Weise. Plötzliche Schließungen von Kitas und Schulen stellen Arbeitnehmer*innen und damit auch Arbeitgeber*innen vor besondere Herausforderungen. Immer mehr Arbeitgeber*innen bieten ihren Beschäftigten eine flexible Arbeitszeitgestaltung an. Ich bin überzeugt, dass Konzepte der New Work auch in Zukunft eine hohe Priorität haben werden – gerade, aber nicht nur für die jungen Menschen der Generationen Y und Z. Denn die Arbeitswelt verändert sich nachhaltig. Mit flexiblen und attraktiven Arbeitsbedingungen können auch kleine und mittlere Unternehmen ein gewichtiges Argument bei der Gewinnung von Fachkräften anbringen und so die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Doch nicht nur der Fachkräfte-, sondern auch der Azubi-Mangel war, ist und wird auch in Zukunft ein großes Problem für deutsche Unternehmen sein, vor allem für Betriebe abseits der Ballungszentren. Um auch nach der Krise erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen sowohl in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch in die Ausbildung der Fachkräfte von morgen investieren. Mit hervorragenden und selbst ausgebildeten Fachkräften wird „Made in Germany“ auch weiterhin als starkes Aushängeschild in der Welt wahrgenommen.

3. Mutige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Mittelstandes tätigen

Drittens spielt der Faktor Geld eine zentrale Rolle. Die Corona-Krise bringt viele mittelständische Unternehmen an ihre finanziellen Grenzen. Der staatliche „Ersatz-Umsatz“ und die Schnellkredite haben die Schlagzeilen in den Jahren 2020/2021 beherrscht. Doch diese Maßnahmen sind konzipiert, um akute Liquiditätsengpässe in einer Krisensituation aufzufangen, nicht um mutige Zukunftsinvestitionen zu tätigen.

Leasing prädestiniert für Investitionen in Zukunftsfähigkeit

Unternehmer*innen werden sich verstärkt nach alternativen Finanzierungslösungen umschauen, um Zukunftsinvestitionen zu tätigen. Und hier bietet das Leasing spannende Ansatzpunkte für die aktuellen Herausforderungen. Leasing hat inzwischen Tradition im deutschen Mittelstand. Über die vergangenen Dekaden haben sich sowohl Angebote als auch Lösungen stark ausdifferenziert. In der Folge lässt sich heute quasi jedes Investitionsgut – vom Firmenwagen über Produktionsmaschinen bis hin zur Unternehmensimmobilie – über Leasing finanzieren. Leasing schont die Liquidität, ist kostentransparent und bietet größtmögliche Flexibilität für Unternehmer*innen. Leasing ist deshalb prädestiniert, wichtige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen zu tätigen.

Große Investitionen müssen unter anderem in die Digitalisierung, in Immobilien, natürlich auch in Köpfe getätigt werden. Neue Geschäftsmodelle setzen optimierte Unternehmensprozesse, neue Maschinen aber auch immaterielle Güter wie Software und Patente voraus. Der Mittelstand benötigt dafür flexible Modelle und Finanzierungsexperten, die maßgeschneiderte Lösungen anbieten.

Gemeinsam die Krise überwinden

Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mittelstand auch diese Krise überwinden und gestärkt daraus hervorgehen wird: digitalisiert, flexibel und mit hervorragenden Fachkräften. Bis dahin wird die Pandemie uns noch viel abverlangen. Wir dürfen uns aber nicht entmutigen lassen, wir müssen den Wandel aktiv mitgestalten und in jedem einzelnen Unternehmen individuelle Krisenantworten formulieren. Dafür bedarf es starker Finanzierungspartner für den Mittelstand. Lassen Sie uns die aktuellen Herausforderungen gemeinsam angehen und in Chancen umwandeln.

Marc S. Tenbieg ist geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB), der als branchenübergreifender Verband die Interessen von etwa 24.000 kleinen und mittelständischen Unternehmen mit insgesamt über 500.000 Beschäftigten vertritt.